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Fotografie


Corpus Digitalis
Februar 2009


 

Model: Jonas Huber


 


Mich leitete bei der Konzeption der Arbeit die Fragestellung, in welcher Form sich der menschliche Körper in digitalen und virtuellen Welten repräsentiert sieht. Körperdarstellungen im Internet waren dabei von besonderem Interesse. Ich wollte in diesem Kontext die Diskrepanz zwischen dem echten fleischlichen Körper und seiner digitaler Repräsentation erforschen. Einerseits bringen uns die Nutzungsmöglichkeiten des Internets in immer schnellerem Tempo Bilder vom anderen Ende der Welt in die unmittelbare Umgebung, dennoch bleiben diese Bilder nur digitale Repräsentationen von echten Menschen. Das Internet eröffnet dabei eine unglaubliche vermeintliche Nähe zu menschlichen Projektionsflächen, Körper können aus allen möglichen Blickrichtungen ohne Scheu oder respektvolle Distanz unter die Lupe genommen werden. Mit meiner Arbeit zwinge ich den Betrachter auf Distanz. Will er den in seine rasterpunktartigen Bestandteile aufgelösten Körper in Gänze betrachten, wird er gezwungen sein, Abstand zu nehmen und im übertragenen Sinne die respektvolle Distanz gegenüber einem Fremden einzunehmen, die im Normalfall im echten körperlichen Kontakt kulturell tradiert beim Erstkontakt eingehalten werden würde.


 

Model: Jonas Huber


 

Genauso versuche ich, über die Rasterdarstellung den digitalen Charakter an sich zu verdeutlichen, mit allen Verarbeitungsspuren, die sich nach vielfältigen Verarbeitungsprozessen des Bildmaterials ergeben: Datenverlust entsteht nach der ersten digitalen Fotografie bei der Weiterverarbeitung im Bildbearbeitungsprogramm durch Farbreduktion und Weichzeichnung. Er setzt sich fort beim Übertragen des Materials auf eine Folie, die als Negativ zur analogen Fotoentwicklung dienen soll. In diesem Prozess geht wiederum Bildinformation verloren. In der vorläufig vorletzten Verarbeitungsstufe, dem Scannen der analogen Fotografie zur abermaligen Digitalisierung, wird der Grundstein gelegt zur letzten Übertragung des redigitalisierten Materials abermals auf einen zweidimensionalen, diesmal monumentalisierten Bildträger (Foto 50 x 70 cm). Der Körper – oder besser das Körperbild – wird wieder und wieder durch den „analogen und digitalen Fleischwolf“ gedreht, bis am Ende ein nur noch schwer zu entzifferndes Abbild seiner Ursprungsquelle, dem menschlichen Körper, verbleibt.

Mein besonderer Dank geht an Jonas Huber, der die Körperbilder als Modell erst ermöglichte.